Überblick
Im Yoga spielen die sogenannten Kleshas eine zentrale Rolle. Kleshas sind innere Hindernisse oder geistige Verunreinigungen, die unser spirituelles Wachstum behindern. Der Begriff stammt aus dem Sanskrit und bedeutet wörtlich „Leiden“ oder „Schmerz“. Die Lehre von den Kleshas geht auf die alten Yoga-Sutras des Patanjali zurück, die diese Hindernisse detailliert beschreiben.
Was sind die fünf Kleshas?
Die Yoga-Sutras identifizieren fünf Hauptformen von Kleshas. Diese sind:
- Avidya (Ignoranz): Dies ist die grundlegende Unwissenheit und das Missverständnis über die wahre Natur der Realität. Avidya ist die Wurzel aller anderen Kleshas.
- Asmita (Egoismus): Dies bezieht sich auf das falsche Identifizieren des Selbst mit dem Ego oder dem Ich. Hierbei geht es um das Gefühl der Getrenntheit und Individualität.
- Raga (Gier oder Anhaftung): Dies ist das übermäßige Verlangen nach angenehmen Erfahrungen und Dingen, die man besitzt oder erleben möchte.
- Dvesha (Ablehnung oder Abneigung): Im Gegensatz zu Raga geht es hier um die intensive Abneigung gegen unangenehme Erfahrungen oder Dinge, die man vermeiden möchte.
- Abhinivesha (Furcht vor dem Tod): Dies ist die tief verwurzelte Angst vor dem Ende des Lebens und dem Unbekannten.
Wie beeinflussen Kleshas unser Leben?
Kleshas vernebeln unser Bewusstsein und erschweren es uns, in Harmonie mit uns selbst und unserer Umwelt zu leben. Sie erzeugen Leiden und führen zu wiederholten Mustern von negativen Gedanken und Emotionen. Zum Beispiel kann Avidya dazu führen, dass wir irreale Erwartungen an uns selbst und andere haben, was oft zu Enttäuschungen führt. Asmita kann Beziehungen belasten, da ein übermäßiges Ego zu Konflikten und Missverständnissen führt.
Wie kann man Kleshas überwinden?
Das Überwinden der Kleshas ist ein zentraler Bestandteil der Yoga-Praxis. Verschiedene Techniken und Ansätze können helfen:
- Meditation: Regelmäßige Meditationspraktiken helfen, das Bewusstsein zu klären und Einsicht in die wahre Natur der Realität zu gewinnen.
- Selbstreflexion: Durch das bewusste Nachdenken über unsere Gedanken und Handlungen können wir die Kleshas identifizieren und aktiv gegensteuern.
- Yama und Niyama: Diese ethischen Richtlinien aus dem Yoga bieten eine Grundlage für ein tugendhaftes Leben und helfen, Kleshas zu mindern.
- Achtsamkeitstraining: Das Praktizieren von Achtsamkeit kann helfen, im Moment zu leben und weniger an das Ego gebunden zu sein.
Gibt es Parallelen zu anderen spirituellen Konzepten?
Ja, Konzepte ähnlich den Kleshas finden sich auch in anderen spirituellen und philosophischen Systemen. Im Buddhismus gibt es die „Kleshas“ ebenfalls, die als Geistesgifte bekannt sind und ähnliche Eigenschaften wie die im Yoga beschriebenen Kleshas haben. In der westlichen Psychologie sehen wir Parallelen in der Vorstellung von kognitiven Verzerrungen und emotionalen Blockaden, die unser Verhalten und Denken negativ beeinflussen können.
Welche Rolle spielt Avidya bei den Kleshas?
Avidya, oder Unwissenheit, ist die Hauptursache und das Fundament aller anderen Kleshas. Sie vernebelt unser Urteilsvermögen und führt dazu, dass wir die wahre Natur der Dinge nicht erkennen. Ohne das Verständnis der Realität ist es leicht, sich in Egoismus, Anhaftung und Abneigung zu verstricken. Die Beseitigung von Avidya ist daher essenziell, um die anderen Kleshas ebenfalls zu überwinden.
Hat das moderne Leben Einfluss auf die Kleshas?
Das moderne Leben kann die Kleshas verstärken. Die ständige Verfügbarkeit von Informationen und die schnelle Lebensweise können Avidya fördern, indem sie uns oberflächlichen Wissen aussetzen. Die Betonung des Individualismus in vielen modernen Gesellschaften kann Asmita verstärken. Konsumorientierung und Werbung fördern Raga und Dvesha durch ständige Verlockung und das Bedürfnis nach Abneigung gegen Unerwünschtes. Abhinivesha wird durch eine Kultur verstärkt, die dem Altern und dem Tod oft mit Furcht entgegentreten.
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